Unsere Reise nach Moldawien im Oktober/November 2014

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Eigentlich sollte unsere Fahrt am Sonntag, den 26.10. losgehen. Kurzfristig wurden wir dann informiert, dass wir schon am Freitagabend fahren. Jetzt war Improvisieren angesagt, da alles ganz schnell gehen musste. Unsere „Hauptaufgabe“ für diesen Transport war ja, den uns gespendeten OP-Tisch und die OP-Lampe nach Moldawien zu bringen, nach dem die Speditionen immer bestimmte Papiere für den Zoll gebraucht haben, die aber leider keiner kannte. So haben wir uns entschlossen, es so zu probieren, da beide Dinge dringend in der Klinik gebraucht wurden.

So ging es also am Freitagabend Richtung Moldawien los. Das Auto war vollgeladen mit lauter nutzvollen Dingen für das Heim. Hier schon einmal ein herzliches Dankeschön an alle Spender! Die Nachtfahrt haben wir geschlafen, aber bei Tagesanbruch ging es durch Rumänien. Gegen früher sind nicht mehr viele Tiere unterwegs und trotzdem sieht man sie überall. Traurig, hungrig, einsam. Jedes Tier schneidet einem ins Herz, jedes Tier hätte doch ein sicheres, warmes Zuhause verdient. In den Karpaten – wo wir herrlichsten blauen Himmel hatten – lag schon Schnee und es war sehr kalt. An der moldawischen Grenze gab es dann Probleme, da alle Computer ausgefallen waren. Am Sonntagmorgen, nach dem wir noch alle Spenden direkt im Heim ausgeladen haben, sind wir dann nach 35 Stunden Fahrt um 4:30 Uhr im Hotel angekommen. Wir haben ein bisschen länger geschlafen und sind so gegen 10.00 Uhr morgens dann zu dem Markt hinter dem Hotel gegangen, um evtl. nach Gummistiefeln zu sehen. Statt dessen haben wir einen kleinen Welpen von einer Ladenbesitzerin bekommen, die ihn wegjagen wollte. Wir gingen mit dem kleinen Mädchen gleich zurück ins Hotel und ließen uns ein Taxi rufen, mit dem wir dann ins Heim fuhren. Unser Tierarzt hat sich die Kleine gleich angesehen, sie entwurmt und geimpft und dann musste sie in Quarantäne, was ihr natürlich gar nicht gefallen hat. Das war also unser Start in Moldawien. Aber wenn man bedenkt, hätte die Kleine den Winter überlebt, wie viele Babies sie vielleicht hätte in ihrem Leben bringen müssen, dann ist ihr und den ungeborenen Hündchen viel Leid erspart geblieben. An dem ersten Tag im Heim haben wir dann erst einmal eine „Bestandsaufnahme“ gemacht, was so an Arbeiten für uns anfallen, um es den Hunden im Winter ein bisschen wärmer zu machen und die ganzen Spenden mussten aufgeräumt und verstaut werden.

Hinter dem Hotel liegt gleich der Busbahnhof und dort haben wir dann ein paar kleine Hunde entdeckt, die aber scheinbar etwas versorgt wurden, da Menschen ihnen ein paar Kartons hingestellt hatten. Dies wurde dann unser täglicher Nachtspaziergang: wir haben den kleinen ihre Kartons auf Styropor gestellt und mit Decken ausgelegt, damit sie es auch wärmer haben und haben sie jeden Abend gefüttert. An einen dieser Abende fiel uns ein kleiner Hund auf, der erbärmlich zitterte und von den anderen Hunden gemobbt wurde. Dieser kleine Mann wurde unser nächster Neuzugang im Heim. Und er ist soooo brav, hat sich stundenlang von uns kämmen und die Kletten aus der Haut ziehen lassen. Er war einfach nur dankbar, endlich einmal etwas Aufmerksamkeit und Fürsorge zu bekommen.

Gleich bei unserer Ankunft im Heim erfuhren wir, dass unser aller Liebling Nelson schwer krank ist. ER hatte Nierenprobleme. Wir haben ihm dann ein warmes Bettchen in der Quarantäne gemacht, da die Hundehäuser trotz allem kalt sind. Tagsüber – da immer die Sonne schien – haben wir das Körbchen ins Freie gestellt und ihn mit einer langen Leine an einem Baum gebunden, Nelson hat das alles so sehr genossen. Leider ging es ihm bald sehr schlecht und in der Klinik in der Stadt wurde im Labor festgestellt, dass er Nierenversagen im Endstadium hat. Als er dann nicht einmal mehr aufstehen konnte und auch nichts mehr fraß, hat ihn unser Artiom erlöst. Wir sind alle ganz arg traurig, Nelson hat nie erfahren dürfen, wie schön ein eigenes Zuhause mit ganz viel Liebe sein kann. Dabei war er einer der wunderbarsten Hunde, die im Heim je waren. Aber wenigstens hatte er doch einige schöne Jahre im Heim und konnte in Frieden gehen. Marion blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war.

 

Auch haben wir gleich bei unserer Ankunft feststellen müssen, dass die Abwasser aus der Klinik nicht abliefen. Der Chef der Baufirma kam dann auch schon am Montag und hat uns gezeigt, dass die ganze Außenkanalisation total verrottet und undurchlässig ist, so dass der ganze Unrat wieder zurück in die Klinik floss. Die erste böse Überraschung. Das musste natürlich sofort gemacht werden, bevor die ganzen Installationen in der Klinik wieder defekt oder verstopft werden. Am nächsten Tag kam der Bagger und innerhalb von ein paar Tagen waren die ganzen alten Kanalrohre durch neue Rohre mit einem richtig großen Durchmesser ersetzt worden. Und wieder eine Ausgabe, die nicht geplant war, aber halt leider dringend notwendig.

Beim Rundgang durchs Heim sind uns dann einige Punkte aufgefallen, die dringend gemacht werden mussten. Oft waren es nur Kleinigkeiten, die es aber den Hunden um vieles alles wärmer gemacht haben. So haben wir Planen aufgehängt, um den Wind wenigstens von außen etwas weg zu halten. Bei einigen Hunden, die keine festen Häuser haben, waren die Fenster in ihren „Unterkünften“ kaputt und es zog wie wild. Es war so einfach, dies zu beheben: mit einer Plastikfolie wurden die Fenster dicht gemacht. In der alten Behelfsklinik waren auch Hunde untergebracht. Da dieses Haus nicht mehr saniert wird, haben sie die alten Türen einfach mit ausgedienten Gasflaschen – was für unsere Frauen schwere Arbeit ist, diese zu verschieben um die Türen zu öffnen – verschlossen. Ein paar Riegel gekauft und schon war ein weiterer Schritt gemacht. In die Häuser haben wir dann noch viel Heu bringen lassen, ebenso in die Hütten für außen.

Da wir festgestellt haben, dass die Hundehütten zu wenig sind, hat Marion spontan 500,- € gespendet, um dafür Holz zu kaufen, damit unser einer Arbeiter, der handwerklich sehr geschickt ist, neue Hütten bauen konnte. Eine Elektrosäge hat uns Armin gespendet, die wir auch mitgenommen hatten und so konnten bald die ersten Hunde ihre neuen Häuschen beziehen. Vielen Dank hier an Marion und Armin und natürlich an Valiosha fürs Bauen. Allerdings werden da immer noch mehr benötigt, damit alle Hunde ein warmes Plätzchen haben, denn auch in die Häuser müssen Hütten (nicht so aufwendig mit winddichtem Dach, wie die für außen) aufgestellt werden, da es durch die Steinmauern auch kalt ist.

Was uns immer noch ganz furchtbar stört, sind die 6 Hunde an der Kette. 4 davon sind leider nicht mit anderen Hunden verträglich und lassen sich auch nur von ihren Pflegern anfassen. Wir haben sie immer mit besonderen Leckerlis versorgt und sie haben uns auch schwanzwedelnd empfangen, aber richtig anfassen haben wir uns nicht getraut, da wären sie wohl auf uns losgegangen. Da diese Hunde nie die Chance haben werden, das Heim jemals zu verlassen, haben wir mit dem Bauherrn besprochen, wo noch ein Auslauf – möglichst weit weg von den anderen Hunden – gemacht werden könnte, damit auch diese Hunde sich wenigstens frei bewegen können und nicht immer von der Kette zurückgerissen werden. Diese Ausläufe müssen einige Bedingungen erfüllen, wie Höhe, keine Sichtmöglichkeit auf die anderen Hunde etc. Wir haben uns dann für die Rückseite des letzten Hauses auf dem Grundstück entschieden, wo schon unser Bob lebt. Eigentlich hätten wir jetzt erst mal wieder ein bisschen sparen müssen, da auch dringend die ganzen Elektromasten neu gemacht werden müssen, da diese morsch sind und es auch ständig Stromausfall gibt, aber diesen Hunden das Leben etwas lebenswerter zu machen, hatte für uns jetzt Priorität. Wir hoffen, dass diese Ausläufe schnell fertig sind und die Hunde endlich von der Kette loskommen und dort einziehen können.

Auch haben wir alle Hunde gespottet oder mit Ungezieferhalsbändern versorgt, damit sie schon einmal von den nervigen Mitbewohnern befreit sind.

Trotz der vielen Arbeit haben wir uns aber auch Zeit genommen, uns um die Hunde zu kümmern. Ich muss hier ein großes Kompliment an unsere 2 Mädels Natasha und Marina machen. Die 2 haben wirklich tolle Arbeit mit den Hunden geleistet. Fast alle Hunde sind absolut menschenbezogen, viele sehnen sich so nach einer Hand, die ihnen einmal liebevoll übers Köpfchen streichelt. Manche werfen sich gleich auf den Boden, damit man sie graulen kann. Mit einigen sind wir mit der Leine spazieren gegangen und auch das haben sie super gemacht. Wer diese Tiere „nicht sozialisierbare Wildtiere“ nennt, hat wahrscheinlich noch nie wirklich Kontakt mit ihnen gehabt. Sie sind die wunderbarsten, dankbarsten und liebevollsten Wesen, die man sich vorstellen kann.

Besuch kam dann auch, einmal 2 junge Frauen, die Lama ins Heim gebracht hatten, auch sie waren sehr traurig, dass Lama es nicht geschafft hat. Dafür haben sie einige Futterspenden mitgebracht. Wir sind von solchen Besuchen immer sehr angetan, zeigt es doch, dass es immer mehr Menschen gibt, die ein Herz für Tiere haben. Und dann hat uns auch noch der Mann von der EU besucht, um nach „seinen“ Welpen zu sehen und war ganz begeistert, wie gut sie sich entwickelt haben. Es war noch ein Tierarzt der EU dabei und als er ging und zu uns sagte „you do a great job“ waren wir schon ein bisschen stolz! Auch sie haben etwas Futter mitgebracht und haben uns um Platz für einen alten Schäferhund gebeten. Dafür muss allerdings noch eine Lösung gefunden werden.

Mia, der Heimkatze geht es super gut. Sie dürfte das glücklichste Tier dort sein, kann sie doch den ganzen Tag auf dem Riesengelände rumlaufen, darf nachts bei den Pflegern schlafen und bekommt ihr Fressen.

Wir haben den ganzen Tag mit gearbeitet und sind abends todmüde ins Bett gefallen, obwohl lange nicht an Schlaf zu denken war, weil wir immer besprochen haben, was am nächsten Tag gemacht werden müsste……und ich muss ganz ehrlich sagen, die Arbeit, die vor allem die 2 Frauen machen, ist wirklich ein Knochenjob. Da gibt es nicht 5 Minuten Pause, gerade jetzt im Winter wird es da unten sehr schnell dunkel und da muss die Arbeit schnell gemacht werden. Trotzdem bleibt immer so viel Zeit, um sich um den einen oder anderen Hund zu kümmern oder mal über ein paar Köpfchen zu streicheln. Natasha hat noch gesagt, dass sie so gerne noch eine Frau hätten, die sich nur um die Hunde kümmert, streichelt, spielt etc…., da die Hunde dies sehr vermissen. Ja, das wäre schön, wenn es da Freiwillige geben würde.

Ich bin dann am Samstag wieder in Richtung Deutschland gestartet. Nach 31 Stunden Fahrt bin ich wieder in Nürnberg angekommen. Einerseits froh, andererseits traurig, ich wäre noch so gerne bei den Hunden geblieben, aber leider war nicht mehr Urlaub möglich.

Marion ist noch eine Woche länger geblieben und hat die Arbeiten, die wir zum Teil die Woche über besprochen und geplant hatten, mit ausgeführt und vorangetrieben. Da die Kanalisation am Anfang noch nicht ganz fertig war, hat sie 2 Nächte bei Natasha geschlafen, den Rest der Woche dann im OP der Klinik. In der Stadt hat sie mit Natasha Straßenhunde und –katzen gefüttert und mußte über einen Markt gehen, in dem Hunde in Käfigen zum Verkauf angeboten wurden. So etwas geht schon an die Psyche.

Während dieser Woche kam auch Tom Kelch mit Begleitung und den ganzen Berg mit Futterspenden, die durch die Spendenaktion von Sylvia gekauft werden konnten. Das war echt der Wahnsinn. Auch hier wieder herzlichen Dank an alle, die mit gespendet haben und an Tom und Begleitung, die die Metro auf den Kopf gestellt haben. Auch Tom war begeistert von den tollen Hunden. Da er jetzt regelmäßig arbeitstechnisch nach Moldawien fährt, wird er sie auf jeden Fall wieder besuchen. Aus Nürnberg konnten wir auch noch einen Transport voll mit Futter- und Sachspenden schicken, so dass zumindest hier jetzt erst mal die Hunde versorgt sind. Es sieht immer so viel aus, wenn man die Säcke so gestapelt sieht, aber bei über 300 Hunden sind diese Berge natürlich auch schnell wieder abgetragen.

Nach dieser noch arbeitsreichen und emotional anstrengenden Woche kam dann auch Marion heim, genau wie ich einerseits froh, andererseits traurig wegen den Hunden.

Alles im Allem müssen wir aber sagen, dass wirklich viel geschaffen worden ist. Das Heim entwickelt sich und obwohl es ein Fass ohne Boden ist, uns immer vor fast unlösbare finanzielle Probleme stellt, hat es eine tolle Ausstrahlung mit tollen Tieren. Auch das Verhältnis der Menschen zu den Tieren ist gebessert, was uns aber immer noch nicht gefällt ist, dass sie so viele einfache Dinge nicht sehen, die mit wenig Aufwand den Alltag der Tiere leichter machen würden (und zum Teil auch ihren eigenen). Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sie auch das noch irgendwann lernen.

Die Geschichte vom Pferd schreib ich Ihnen in den nächsten Tagen unter „Aktuell“.

Im Frühjahr werden wir uns wieder auf den Weg in unsere geliebte Casa machen und hoffentlich alle Tiere – und Menschen – gesund wieder sehen.